Leistungen einer Erwerbsminderungsrente unterstützen die Gesundheit
Wegen Krankheit aus dem Arbeitsleben geworfen zu werden, kann ein harter Schlag sein. Eine staatliche Erwerbsminderungsrente kann die Gesundheit und das Wohlbefinden der Leistungsempfänger verbessern. Das zeigt eine Studie mit Daten von „50+ in Europa“ .
Ziel einer Erwerbsminderungsrente ist es, Menschen zu unterstützen, die aufgrund gesundheitlicher Probleme gar nicht oder nur noch stark eingeschränkt arbeiten können. Für gewöhnlich gehören Entschädigungszahlungen zu den Leistungen, aber auch Maßnahmen zur Wiedereingliederung in den Berufsalltag sind möglich. Welche Rolle diese Leistungen für die Gesundheitsprognose ihrer Empfänger spielen, untersuchte nun eine Studie basierend auf Daten von „50+ in Europa“.
Ein Blick auf Europa: Arbeitsunfähigkeitsleistungen in vielen EU-Ländern gekürzt
Scheidet ein Arbeitnehmer aufgrund einer Erwerbsunfähigkeit vorzeitig aus dem Berufsleben aus, hat er mitunter Recht auf staatliche Ersatzleistungen. In Deutschland zahlt die Rentenversicherung eine Erwerbsminderungsrente. Ob ein Arbeitnehmer diese bekommt entscheidet sich allerdings im Einzelfall. Ähnliche Garantien bieten auch andere europäische Staaten an. Seit Mitte der 1990er Jahre haben viele von ihnen allerdings Reformen durchgeführt, die die Generosität gesetzlicher Erwerbsminderungsrenten reduzieren. Nicht reduziert hat sich jedoch die Anzahl erwerbsunfähiger Personen. In der Folge gibt es mehr Menschen, die an einer Arbeitsunfähigkeit leiden, trotzdem aber keine Erwerbsminderungsrente erhalten.
Wie wirkt sich dies auf die Gesundheit dieser Menschen aus? Hat eine Erwerbsminderungsrente eine positive Wirkung für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Leistungsempfänger? Die Ergebnisse der aktuellen Studie dazu sind eindeutig.
Einkommenssicherheit und Integrationsmaßnahmen unterstützen die Genesung
Arbeitnehmer, die vorzeitig aus dem Berufsleben austreten und Leistungen einer Erwerbsminderungsrente erhalten, können auf einen positiven Effekt für ihre Gesundheit hoffen. Denn im Schnitt bleiben Gesundheit und Wohlbefinden von Leistungsempfängern nach dem Arbeitsaustritt stabil oder verbessern sich sogar. Für Nicht-Leistungsempfänger hingegen wurde dies nicht nachgewiesen.
Die Forscher führen diesen Effekt auf zwei Punkte zurück: Zum einen schützen die Leistungen der Erwerbsminderungsrente vor Armut. Denn den Betroffenen werden im Leistungsfall zusätzliche finanzielle Sorgen erspart. Arbeitnehmer erhalten dadurch auch womöglich erst die Chance aus dem Beruf auszuscheiden, der sie zusätzlich beansprucht hätte. Können Leistungsempfänger darüber hinaus Integrationsmaßnahmen, wie z.B. Weiterbildung oder Umschulung, Coaching oder Gruppentraining, beanspruchen, um einen weniger belastenden Beruf auszuüben, wirkt sich dies zusätzlich positiv auf die Gesundheit aus. Vorzeitig ohne finanzielle Sorgen in den Ruhestand zu gehen, entlastet daher Arbeitnehmer mit gesundheitlichen Problemen und trägt zu deren Wohlbefinden und mitunter sogar Genesung bei. Dieser Effekt verstärkte sich in Ländern, die großzügigere Erwerbsminderungsrenten auszahlten: Betroffene konnten sich hier stärker „erholen“.
Fazit: Erwerbsminderungsrenten können zur Genesung beitragen
Im Falle einer Arbeitsunfähigkeit können Erwerbsminderungsrenten positiv zum Genesungsprozess Betroffener beitragen. Die verschiedenen Arten und Grade einer Arbeitsunfähigkeit sollten allerdings näher erforscht werden. Für die Politik machen die Ergebnisse dieser Studie aber klar, dass richtige Ersatzleistungen bei Erwerbsunfähigkeit Betroffene wirklich entlasten kann, wenn sie individuell angepasst werden.
Studie von Axel Börsch-Supan, Tabea Bucher-Koenen und Felizia Hanemann (2017): Does Disability Insurance Improve Health and Well-Being? MEA Discussion Papers 09-2017.